Karl-Josef Lau­mann, Min­is­ter für Arbeit, Gesund­heit und Soziales des Lan­des Nordrhein-Westfalen.

  1. Sehen Sie in Bezug auf Armut ein Gerechtigkeitsproblem?

Wir haben ein gut aus­ge­bautes Sozial­sys­tem, das allen Men­schen ein Leben in Würde ermöglicht. Gle­ich­wohl müssen wir fest­stellen, dass viele Men­schen mit ihrer Lebenssi­t­u­a­tion unzufrieden sind. Als Poli­tik­er und Mit­bürg­er nehme ich das sehr ernst. Ein­fache Lösun­gen gibt es aber nicht. Diese oder jene Sozialleis­tung zu erhöhen wird das Prob­lem nicht lösen. Entschei­dend ist oft nicht das Geld, son­dern die Teil­habe am gesellschaftlichen Leben. Da müssen wir noch bess­er wer­den. Dass gilt sowohl für arbeits­mark­t­na­he Ange­bote bei Langzeitar­beit­slosen als auch für Kinder mit schwieri­gen Startchan­cen. Ich denke, wir müssen über solche Fra­gen inten­siv­er und sach­lich­er als bish­er diskutieren.

  1. Was wür­den Sie sofort gegen Alter­sar­mut tun?

Vieles von dem, was ich mir wün­sche, ste­ht in dem neuen Koali­tionsver­trag. Eine deut­liche Verbesserung der Erwerb­s­min­derungsrente, die Grun­drente und die Ein­beziehung der Selb­st­ständi­gen, die bish­er ohne Absicherung waren, sind ganz wichtige Schritte gegen Alter­sar­mut. Die wirk­sam­ste Maß­nahme wäre natür­lich tar­i­fliche bezahlte Arbeit­splätze für alle, auch für Langzeitar­beit­slose. Denn Arbeit­slosigkeit ist natür­lich ein Haupt­prob­lem auch für die Rente.

  1. Welche bish­eri­gen Schw­er­punk­te und Aktiv­itäten mit Bezug zu Alter­sar­mut möcht­en Sie beibehalten?

Der Grund­satz, dass sich auch im Alter Leis­tung lohnen soll, muss beibehal­ten wer­den. Es darf nicht sein, dass Men­schen jahrzehn­te­lang arbeit­en und Beiträge ein­zahlen und am Ende das Gle­iche bekom­men wie jemand, der nie Beiträge gezahlt hat. Ich bin sehr froh, dass wir hier mit der Grun­drente einen wichti­gen Schritt in diese Rich­tung gemacht haben.

  1. Wie müsste eine Ini­tia­tive gegen Kinder- und Alter­sar­mut aufgestellt wer­den, damit die Lan­desregierung sie unter­stützen kann?

Der Gen­er­a­tio­nen­ver­trag gilt nicht nur für die Rente. Kinder, Per­so­n­en im erwerb­s­fähi­gen Alter und Men­schen im Rentenal­ter sitzen auch in allen anderen Lebens­bere­ichen in einem Boot. Dies muss wieder stärk­er in das Bewusst­sein rück­en. Investi­tio­nen in Kinder (Schulen, Kindertagesstät­ten, Bil­dung) sind Investi­tio­nen in zukün­ftige Erwerb­stätige und damit auch in die Alterssicherung. Wir müssen Kinder­ar­mut bekämpfen und die Chan­cen von Kindern mit schwieri­gen Startchan­cen erhöhen. Gle­ichzeit­ig dür­fen wir nicht Armut trotz Arbeit zulassen und müssen allen Älteren ein Leben ohne Armut ermöglichen. Das sind große Her­aus­forderun­gen und ich freue mich über jede Unter­stützung und auf gute Vorschläge der Initiative.


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Aktiv gegen Armut im Alter

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