Die sich abzeichnende Gefahr steigender Altersarmut stellt die Politik vor neue Herausforderungen. In der aktuellen Armutsdiskussion dominieren vor allem zwei komplementäre Ansatzpunkte (Bertermann et al 2012):
Arbeit und Beschäftigung
Der erste setzt auf eine altersarmutsvermeidende Arbeits- und Beschäftigungspolitik. Dazu zählen vor allem Maßnahmen zur
- Förderung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, einschließlich der gezielten Förderung der Beschäftigungsfähigkeit Älterer,
- die altersgerechte und lebenszyklusorientierte Anpassung von Arbeitsbedingungen,
- die Förderung lebenslangen Lernens, einschließlich der gezielten Weiterqualifizierung Älterer, sowie die
- Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns und die Stärkung von Tariflöhnen.
Reform der Alterssicherung
Zweitens liegen Perspektiven in Reformen innerhalb des Alterssicherungssystems. Diese beziehen sich u.a.
- auf die Ausweitung des Versichertenkreises, d.h. die Weiterentwicklung der Arbeitnehmerversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung,
- sowie auf die bessere Absicherung von neuen Einkommensrisiken aufgrund von zunehmenden Diskontinuitäten in den Erwerbsbiografien und Lebensläufen, z.B. durch höhere Rentenbeiträge für ALG II-Beziehende und Pflegepersonen.
Eine höhere Wirksamkeit dieser Maßnahmen mit Blick auf das Armutsrisiko setzt allerdings die Rücknahme der vorgesehenen Absenkung des Rentenniveaus und eine Rückkehr zum rentenpolitischen Ziel der Lebensstandardsicherung voraus.
Lebenslagen einbeziehen
Strategien der Armutsbekämpfung im Alter dürfen sich aber nicht auf die finanzielle Dimension beschränken. In Anlehnung an das Konzept der Lebenslagenarmut müssen sie auch einer Unterversorgung in anderen Lebensbereichen entgegenwirken, die im Alter zentral sind.
Von besonderer Bedeutung sind dabei
- Maßnahmen im Bereich der Gesundheits‑, Pflege- und Pflegeversicherungs-Politik, z.B. der Ausbau der Prävention und Rehabilitation auch im Alter, die Anpassung des Leistungsspektrums an differenzierter gewordene Bedarfssituationen und neue Zielgruppen.
- Interventionen im Bereich der gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit, wie z.B. Maßnahmen zur Förderung der Teilhabe von sozial benachteiligten älteren Menschen bis hin zur Förderung von genossenschaftlichen Lösungen der Armutsbekämpfung.